martedì 3 aprile 2018

Gustav Meier: Griechische Grammatik: § 03. Einleitung

B. HS. Home. § 02 ↔︎ § 1.
Testo online.
EINLEITUNG.

Uie griechische Sprachegehört zu der europäischen Gruppe
der indogermanischen Sprachenfamilie. Sie tritt uns, soweit
sie uns in schriftlichen Denkmälern überliefert ist, nicht als
eine einheitliche Sprache entgegen, sondern in eine grössere
Zahl von Mundarten gespalten. Nicht alle diese Mundarten
sind in gleicher Weise zum schriftlichen Ausdruck verwendet
worden. Zwar haben Anfangs alle griechischen Stämme, um
öffentliche und Privaturkunden auf Metall oder Stein zu schrei-
ben, sich des heimischen Dialektes bedient ; aber allzu wenig
Inschriften aus älterer Zeit sind uns erhalten, um von diesen
früheren Gestaltungen der Dialekte ein einigermassen voll-
ständiges und klares Bild zu geben. Für literarischen Aus-
druck haben sich bald Schrift- oder Kunstsprachen festgesetzt.
Die Ausdrucksweise der gesammten griechischen Poesie ist
bis in die spätesten Zeiten fortvegetierenden Griechenthums
vom Wort- und Formenschatz der homerischen Poesie be-
herrscht worden. Die Lieder, welche die Grundlage des alt-
griechischen Epos bilden, sind ursprünglich unter einem nicht-
ionischen, wahrscheinlich äolischen Stamme entstanden; aber
durch Weiterbildung und Umdichtung in ionischen Sänger-
schulen haben sie ihre spätere Gestalt erhalten,' in welcher das
Gepräge der Mundart ionisch ist und nur wenig Reste des
älteren Zustandes stehen geblieben sind. Dieses Ionisch des
Epos ist eine Kunstsprache, die sich nicht mit irgend einer zu
einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Gegend ge-
sprochenen ionischen Mundart deckt, sondern die durch eine
aber einen langen Zeitraum sich erstreckende Kunstübung in
ionischen Sängerschulen ihre conventionelle Gestaltung er-
halten hat, Älteres unvermittelt neben Jüngerem bietet und
ausserdem zweimal wahrscheinlich nicht unbedeutende Alte-

Xey0r, QriecK Qnmmatik. 3. Anfl. 1



2 Einleitung.

lationen erfahren hat: einmal bei der Umschreibung aus dem
alten Alphabet ins neue und das zweitemal bei den Recensio-
nen durch die alexandrinischen Gelehrten.

Anm. 1. Die Aolismen bei Homer untersuchte nach Ameis De
aeolismo homerico, Halle 1 865 Hinrichs De homericae elocutionis vesti-
giis aeolicis, Jena 1875 und Wa&r The Aeolic element in the Iliad and
Odyssey, Class. Review I, 35 ff. An die Frage knüpfte sich eine Gontro-
verse »wischen SiTTL (Pilologus XLIII, Iff., vgl. auch XLIV, 201 ff.) und
Hinbichs (Herr Dr. Karl Sittl und die homerischen Aolismen, Berlin
1884). Vgl. auch Satce Ober die Sprache der homerischen Gedichte»
übersetzt von Imelmann, Hannover 1881. Als verfehlt gilt mir, trots
mancher anregenden Einselheit, der Versuch A. Fick's, die homerischen
Dichtungen in ihre angeblich ursprüngliche äolische Sprachform zurück
zu übersetzen (Die Entstehung des homerischen Dialekts, Bezzenberger's
Beiträge VII, 1 39 ff. ; Die hom. Odyssee in der ursprünglichen Sprachform
wiederhergestellt, Oöttingen 1883; Die hom. Ilias nach ihrer Entstehung
betrachtet und in der ursprünglichen Sprachform wiederhergestellt, Göt-
tingen 1886; Das Lied vom Zorne Achills, Bzzb. Beitr. XXI, Iff.); auch
mit den homerischen Hymnen hat er derartige Restitutionsversuche an-
gestellt (Bzzb. Beitr. IX, 195 ff.), i) Darstellungen der homerischen Gram-
matik aus neuerer Zeit haben wir von Monro A grammar of the Ho-
meric dialect, Oxford 1882; 2. Aufl. 1891; tan Leeuwen und Mendes
DA Costa Taaleigen der Homerische gedichten, deutsch von Hehles
Der Dialekt der homerischen Gedichte, Leipzig 1886, französisch von
Keelhoff Grammaire de la langue d'Hom^re, Mons 1887. Vogrinz
Grammatik des homerischen Dialektes, Paderborn 1889 [sehr schlecht].
ZHKIAH2 FpafAfiaTix^j ijjLTjpixV), Athen 1889. Cavalun Den homeriske
dialekten, utgifven af Joh: Paulson. I. Ljudlära, Lund 1892. van
Leeuwen Enchiridium dictionis epicae, Lugduni Bat. 1894. Lexikalische
Hilfsmittel für Homer sind Ebelino Lexicon homericum, 2 B&nde,
Leipzig 1885; Gehrino Index homericus, Leipz. 1891 ; Appendix hymno-
rum verba continens, 1895. Dass eine Umschreibung der hom. Dich-
tungen aus dem alten Alphabet ins neue stattgefunden habe, bestreitet,
ohne mich überzeugen zu können, WlLAMOWirz Homerische Untersuch-
ungen 8. 286 ff. Zu den Hymnen vgl. noch Koehn Quaestiones metricae
et grammaticae de hymnis homericis, Halle 1865; Windisch De hymnis
hom. majoribus, Lpz. 1867; Eberhard Die Sprache der ersten homeri-



1) Der Gedanke, dass bei den homerischen Gedichten eine Über-
setzun g aus dem Äolischen ins Ionische stattgefunden habe, steht übri-
gens schon bei Kleemann Vocabula homerica in Graecorum dialectis
et in cotidiano sermone servata, Progr. von Colmar 1876, S. 36: anti-
quissimam carminum homericorum formam Aeolicae dialecti prae se tu-
lisse speciem, sed postea quasi in lonicam linguam versam et vocabulis
plurimisque antiquis formis, plerumque etiam consonis servatis lonum
vocales superfusas esse. Vgl. zu der Frage auch Christ, Philol. Anz.
XIV, 90ff.; Fritsch, ZfGir. XXX\^II, ölOff.; Cauer Jahresber. des
philol. Vereins in Berlin X, 290 ff., Berl. philol. Wochenschrift VII, 549ff.



Einleitung. 3

idien Hymnen -yerglichen mit derjenigen der Iliss und der Odyssee. I.
Husum 1873; Dittmar Prolegomenon ad hymnum in Cererem homerieum
speeim^, Halle 1882.

Für das Epos ist die Sprache der homerischen Gedichte
SU allen Zeiten die massgebende gewesen ; aber auch auf die
Sprache der lyrischen Poesie hat sie starken Einfluss geübt,
nicht bloss auf die ionischen Elegiker und lambographen, die
zunächst dem individuellen Charakter ihrer Dichtung gemäss
in der heimischen Volksmundart dichteten, sondern aucH auf
die Metrik der Dorer und auf die lesbische Lyrik ; und selbst
das attische Drama hat sich nicht ganz ihrem Einfluss ent-
ziehen können, während zugleich in den Chorgesängen der
Tragödien ein stilvoll abgedämpfter Dorismos an die alten
Zusammenhänge mit der dorischen Lyrik mahnte ; dagegen
ist die Einmischung lesbisch -äolischer Wortformen in die
Sprache dei dorischen Lyrik nicht mit Sicherheit als wirklich
vorhanden zu erweisen.

Anm. 2. Vgl. Ahbens Über die Mischung der Dialekte in der
griechischen Lyrik (Verhandlungen der Göttinger Philologenversammlung
1852 S. 55£r.) und gegen seine Auffassung jetzt Führer Die Sprache
und die Sntwickelung der griech. liyrik, Münster 1885. Femer G. A.
Peter De dialecto Pindari, Halle 1866; Kumpel Lexicon Pindaricum,
Lps. 1883; Heimer Studia Pindarica, Lund 1885; Führer Der hOotische
Dialekt Pindars, Philol. XLIV, 49 ff. ; Christ Beiträge zum Dialekte Pin-
dar«, SitKgsber. bayr. Akad. 1891, 8. 25 — 86; Limd De dialecto Pindarica. I.,
Lund 1893. £. Mucke De dialectis Stesichori Ibyci Simonidis Bacchylidis
aliorumque poetanun choricoriun cum pindarica comparatis, Leipzig 1879;
Laeoer De veterum epicorum studio in Archilochi, Simonidis, Solonis,
Hipponactis reliquiis conspicuo, Halle 1885; Holsten De Stesichori et
Ibyci dialecto et copia verborum, Greifswald 1885; SrrzLER Die Lyriker
Eumelus, Terpander und Alkman in ihrem Verhfiltniss zu Homer, Fest-
Schrift der bad. Gymnasien für Heidelberg, Karlsruhe 1886, S. 37 ff.
Den Dialekt der hesiodeischen Dichtungen untersuchte Rzach Der Dia-
lekt des Hesiodos, Jahrb. f. Philol., 8. Supplementband (1876) S. 355 ff.,
vo filtere Arbeiten angeführt sind; derselbe Gelehrte hat in seinen
Grammatischen Studien zu ApoUonios Bhodios, Wien 1878 (s= Wiener
Sitzungsber. LXXXIX, 429 ff.}, einen interessanten Beitrag zur Formeu-
lehre des späteren Kunstepos gegeben, was gleichzeitig auch Cayazza
La declinazione in ApoUonio Kodio, Avellino 1878, versuchte. Mit
Hesiod hat dasselbe Experiment wie mit Homer gemacht FiCK Hesiods
Gedichte in ihrer ursprünglichen Fassung und Sprachform wiederher-
gestellt, Göttingen 1887; vgl. auch Bzzb. Beitr. XII, Iff. Über Kalli-
^ machos handelt Deoner De Dorismi usu Callimacheo, Breslau 1877.
Bredaü De Callimacho verborum inventore, Breslau 1892; über Theo-



4 Einleitung.

krit und die andern Bukoliker Mühlhann Leges dialecti qua Oraeco-
rum poetae bucolici usi sunt, Leip& 1838; Bebok, Rhein. Mus. 1838,
S. 16 — 42; Ahrens, Zimmennanns Altertumsw. 1840, No. 109. 110; Ameis,
Seebode's Jahrb. 1840, S. 49—98; Oppbl Quaestiones de dialecto theo-
critea, Lpz. 1874: F. Schultz Die Mischung der Dialekte bei Theokrit,
Berlin 1874 und MoBSBACH De dialecto theocritea. Pars I, Bonn 1874;
Über den Dialekt Theokrits, Stud. X, 1 ff.; Rümpel Lexicon theocriteum,
Leipzig 1879. Über die Sprache der Tragiker schrieben Sghneibee De
dialecto Sophoclis ceterorumque tragicorum quaestiones criticae, Jena
1822; KÖHLSTÄDT Observationes criticae de tragicorum graecorum dia-
lecto, Reval 1832; C. A. J. Hoffmann Formarum dorioarum apud Aeschy-
Inm usus, Celle 1842; Althaüs De tragicorum graecorum dialecto, Ber-
lin 1866, Spandau 1870; Barlen De yocalis ä pro y] in tragicorum grae-
corum versibuB trimetris usu, Bonn 1872; Qerth Stud. I, 2, 191 ff.; über
die der Elegiker und lambiker Renner, Stud. I, 1, 133 ff., I, 2, Iff. (vgl.
dens. Über das Formenwesen im griech. Epos und epische Reminiscenzen
in der älteren griech. Elegie, Lpz. 1872) und Sitzler Über die Sprache
der Elegiker, Jahrb. f. Phüol. CXXV (1882), 504 ff. Vgl. FiCK Die Sprach-
form der altionischen und altattischen Lyrik, Bzzb. Beitr. XI, 242 ff.,
XIII, 173 ff., XIV, 252 ff. Die Sprachform der inschriftlich überlieferten
Epigramme behandeln auf Grundlage der KAiBEL'schen Sammlung R.
Wagner Quaestiones de epigrammatis gpraecis ex lapidibus coUectis
grammaticae, Lpz. 1883; Allen On greek versification in inscriptions,
Boston 1888 (in den Fapers of the American School of Classical Studies
at Athens, IV, 37 ff.); Fengler De graecorum epigrammatum quae in
lapidibus eztant dialecto, Kiel 1892.

Für die Prosa hatten die ionischen Philosophen und Logo-
graphen, besonders aber Herodot, eine ionische Schriftsprache
geschaffen, von der, soweit die äusserst verderbte Überlieferung
ein sicheres Urtheil gestattet, es scheint, dass in ihr heimat-
liche Besonderheiten einzelner ionischer Mundarten für künst-
lerische Zwecke ausgeglichen und verwischt waren. Die poli-
tische und geistige Hegemonie Athens verschaffte dann dem
Dialekte Attikas den Vorzug nicht bloss der allgemeine Aus-
druck literarischer Prosa zu w.erden, sondern auch für inschrift-
liche Urkunden anders redender Stämme in grösserer oder ge-
ringerer Ausdehnung verwendet zu werden oder wenigstens
die betreffenden Mundarten nicht unwesentlich mit Attikismen
zu versetzen; einen Vorzug freilich, den dies zur xoivt) gewor-
dene Attisch mit dem Eindringen vieler unattischer Elemente
in den Wortschatz und mit der Verflüchtigung des echt atti-
schen Sprachgeistes erkaufen musste. In dieser Gestalt, natür-
lich fortschreitender Depravierung ausgesetzt, die aber die
formelle Seite der Sprache wenig berührte, blieb das Attische



Einleitung. 5

oder die xoivifj Schriftsprache und Conversationssprache der
Gebildeten auch unter römischer und byzantinischer Herr-
schaft« Die Kluft, welche diese Sprache yon der Sprache des
Volkes trennte, erweiterte sich immer mehr; durch Contact
mit der lebenden Volkssprache sich frisch zu erhalten hat sie
immer verschmäht und puristische Bestrebungen haben zu
allen Zeiten mehr oder minder einem Zurückgehen auf die
Muster des klassischen Attikismos das Wort geredet. Selbst
die neugriechische Schriftsprache hat sich nur zu den unum-
gänglichsten Concessionen an die Volkssprache bereit finden
lassen. Es ist erklärlich, dass die griechische Schrift- und
Kanzleisprache, als sie seit den Zeiten Alexanders des Grossen
auch von Nichtgriechen angewendet wurde, dann vielfach von
fremdartigem Sprachgeiste inficiert ward: daher die Kopticis-
men nubischer Inschriften (Lefsius, Hermes X, 129£P.]} die
Agypticismen der Papyrus (Ermann, Hermes XXVIU, 479 f.),
die Semitismen des Hellenistischen.

Anm. 3. Vgl. Wilamowitz Die Entstehung der gpriech. Schrift-
gpraehen, Verhandl. der Philologenvers. zu Wiesbaden, 1878, S. 36 ff.
£. Zasncke Die Entstehung der griech. Literatursprachen, Leipz. 1890.
Über Gorgias als Schöpfer der attischen Schriftsprache s. Zabncke a. a. O.
49, WlUkMOWiTZ a. a. O. 39; Homer. Unters. 311. Susemihl. JfPhil.
1877, S. 793 f.; Blass Attische Beredsamkeit P 56. £. Maass Unter-
suchungen zur Geschichte der griechischen Prosa, Hermes XXII, 566 ff.


Die alten Volksmundarten hatten nicht aufgehört zu exi-
stieren. Particularistische Velleitäten in Verbindung mit anti-
quarischer Gelehrsamkeit führten seit Alexander mehrfach
wieder eine ausgedehntere Verwendung der Dialekte für in-
schriftliche Zwecke herbei, welche bis in die ersten Jahrhun-
derte der Kaiserzeit fortdauerte und natürlich nicht geeignet
ist ein Bild von dem damaligen Zustand der wirklich gespro-
chenen Volksmundarten zu geben. Das Fortbestehen wesent-
lichster Eigenthümlichkeiten des Altlakonischen in dem heu-
tigen Tsakonischen ist ausser Zweifel ; wie weit noch sonst alte
dialektische Verschiedenheiten in localen Besonderheiten der
heutigen Dialekte, besonders der Inseldialekte, sich erhalten
haben, wird erst eine spätere Untersuchung zu zeigen haben
(ygl. yorläufig die Andeutungen von Hatzidakis, 'A8ifjvä II, 1 58 ;
Ulf 253 ; Einleitung in die neugriech. Grammatik 8ff; 51 ; 84;
97; 104; 114; 153; 228). Im Grossen und Ganzen ist heute
die Volkssprache von Griechenland, eingeschlossen die grie-
chischen Colonieen in Unteritalien, eine einheitliche.



6 Einleitung.

Die alte Eintheilung der griechischen Mundarten in
Dorisch, Aolisch und Ionisch (mit Attisch) kann nur so weit
heute au&echt erhalten bleiben, als man unter Äolisch alles
dasjenige versteht, was weder dorisch noch ionisch ist, ohne
damit ein Präjudiz für eine auf ursprünglicher Einheit be-
ruhende Verwandtschaft erwecken zu wollen. Auch den Kreis
dessen, was die Alten unter Dorisch verstanden, sind wir heute
nicht unwesentlich einzuschränken genöthigt. Eine ins ein-
zelne gehende Darstellung der Verwandtschaftsverhältnisse
aller griechischen Mundarten unter einander zu geben ist auch
die jetzige Wissenschaft noch nicht im Stande ^}, der für die
älteren Phasen sämmtlicher Dialekte ein über alle Massen
trümmerhaftes Material zu Gebote steht. Feststehende That-
Sachen sind 1) die Scheidung aller Dialekte in die ionischen
und nicht-ionischen, beruhend auf dem Wandel des urgrie-
chischen ä in e] 2) die Zusammengehörigkeit des Attischen
mit dem Ionischen; 3) die Erkenntniss einer dorischen und
4) einer nordgriechischen Dialektgruppe; 5] die nahe Ver-
wandtschaft von Arkadisch und Kyprisch; 6) gewisse Bezie-
hungen des Nordthessalischen zum Boiotischen einer-, zum
Lesbischen andrerseits. Alles übrige ist mehr oder weniger
unsicher.

Im Folgenden wird eine kurze Übersicht der Dialekte
nebst literarischen Nachweisen gegeben. Inschriftensamm-
lungen, welche alle Dialekte (z. Th. ausser dem attischen)
umfassen, sind ausser dem Corpus Inscriptionum graecarum
die Inscriptiones graecae antiquissimae praeter atticas in Attica
repertas von H. Roehl, Berlin 1882, die Sammlung der grie-
chischen Dialektinschriften herausgegeben von H. Collitz,
I. Band, Göttingen 1884; II. Band, 1.— 4. Heft, Gott. 1885—
92; m. Band, l.— 4. Heft, Gott. 1888—95; IV. Band (Wort-
register), 1. u. 2. Heft, Gott. 1886 — 88, und der Delectus in-
scriptionum graecarum propter dialectum memorabilium von



1) Einiee Punkte beBpricht jetzt Collitz Die Yerwandtschafts-
Verhältnisse aer griech. Dialekte mit besonderer Rücksicht auf die thessa-
lische Mundart, Oöttineen 1885, und in ähnlichem Sinne Prellwitz
De dialecto thessalica S. 51 ff. Grösstentheils verfehlt sind die Auf-
stellungen von Braio) De dialectis aeolicis quae dicuntur, part I, Ber-
lin 1885. Vgl. auch Johansson Nagra ord om dialekter specielt de
grekiska, in Upsala Univ. Ärsskr. 1887. O. Hoffmann De mixtis grae-
cae linguae dialectis, Göttingen 1888; KUENSTLEB Das Gemeinsame in
den sogenannten aeolischen Mundarten, Orossenhain 1893; £. Meter
Geschichte des Altertums II, 74 ff.



Einleitung. 7

P. Caubr, 2, Ausg., Lpz. 1883. Die Anthologieen von Hicks
A manual of Gieek historical Inscriptions Oxford 1882, von
DrrrENBBRGER, Sylloge inscriptionum graecanim, 2 Bände,
Lps. 1883, und von Dareste, Haussoullier und Reinach Re-
cueil des inscriptions juridiques grecques, texte, traduction,
eommentaire, Paris 1891 — 95, sind nicht von dialektologischen
Gesichtspunkten geleitet. Vgl. auch Ancient Greek Inscrip-
tions in the British Museum I. (attisch) von Hicks, 1874. U.
(mittel- und nordgriech., pelop.) von Newton, 1883. in. 1.
(Priene, lasos); 2. (Ephesos) von Hicks, 1883. 90. IV. 1. {Kni-
dos, Halikarnass, Branchidae) von G. Hirschfeld, 1893. Die
metrischen Inschriften sind gesammelt von Kaibel Epigram-
mata graeca ex lapidibus conlecta, Berlin 1878, und Rhein.
Mus. XXXIV (1879), 181 ff., und von E. Hoffmann Sylloge
epigrammatum graecorum quae ante medium saeculum a. Ch.
n. tertium inoisa ad nos pervenerunt, Leipz. 1893. Eine Dar-
stellung aller griech. Mundarten hat Ahrens De graecae lin-
guae dialectis, 2 Bände, Göttingen 1839/43 begonnen, aber
nie vollendet; von der Umarbeitung seines Werkes durch
R. Meister Die griechischen Dialekte, umfasst der 1. Band
(Göttingen 1882) Asiatisch-Äolisch, Boiotisch und Thessalisch,
der 2. (Gott. 1889) Eliscb, Arkadisch und Kyprisch. Eine
selbständige Darstellung der Dialekte hat Orro Hoffmann
b^^nnen, Die griech. Dialekte in ihrem historischen Zusam-
menhange mit den wichtigsten ihrer Quellen. I. Der süd-
achäische Dialekt [Arkadisch, Kyprisch]. II. Der nord-achäi-
sche Dialekt [Thessalisch, Asiatisch-äolisch]. Göttingen 1891
— 93. Vgl. die Anzeige von Fick Gott. Gel. Anz. 1891 No. 6.
Nicht gesehen habe ich Audouin Etüde sommaire des dialectes
grecs littiraiies, Paris 1891; Zuretti Sui dialetti letterari greci,
Torino 1892; Cecaro I quattro principali dialetti della lingua
greca, Napoli 1892.

I. Nicht-ionische Dialekte.

Dom. Pezzi La grecitä non ionica nelle iscrizioni piü
antiche, Torino 1883.

1. Dorische Gruppe.

Verbreitungsgebiet der südliche und östliche Theil des
Peloponnes über den Isthmos bis Mcgara, ein Theil der süd-
lichen Kykladen und Sporaden, Kreta, Rhodos, die dorischen



S Einleitung.

Städte in Kleinasien und die von diesem ganzen Gebiete aus-
gegangenen Colonieen. Ahhens De graecae linguae dialectis
Ed. II. BoiSACQ Les dialectes doiiens. Phonetique et morpho-
logie. Paris 1891.

a) Lakonisch. Die älteren Inschriften lA. 49 — 91 (mit
Nachträgen). Die Siegesstele des Damonon neu publiciert
von Dressel und Milcuhöfer, Mittheilungen des archäologi-«
sehen Instituts in Athen II (1877), S. dl8f. und von Roehl IA.
79; besprochen von Fick, Bzzb. Beitr. III, 121 ff., vgl. R. Mei-
ster, ebda 284 f. Wichtig sind besonders CI. 1511 == IA. 68;
die Xuthiasinschrift aus Tegea, die Kirchhoff, Berl. Mtsber.
1870 S. 51 ff. als lakonisch erweist, während Fick, Bzzb. Beitr.
V, 324 sie für achäisch hält und auch Meister, Jahrb.f.PhiloL
CXXV (1882), 522 an ihrem lakonischen Ursprung zweifelt;
Pais Osservazioni intorno ad una iscrizione scoperta a Tegea,
Cagliari 1885, hält sie mit Unrecht für arkadisch; und die In-
schrift der Schlangensäule in Konstantinopel IA. 70, vgl.FRicK,
Jahrb. f. Phil. Suppl. 111, 487 ff. Archaisierende Inschriften
aus der römischen Kaiserzeit z. B. Kirchhoff, Hermes III, 449,
KuMANUDis, 'A&Yjv. I, 253 ff. III, 484. Alkman ist keine Quelle
rein lakonischen Dialektes, ausserdem durch Recensionen und
Abschreiber sehr verwüstet. Auch das Lakonische in der Ly-
sistrata des Aristophanes und der spartanisch-argivische Bünd-
nissvertrag bei Thukydides V, 77 ist nur mit Vorsicht zu be-
nutzen. Unecht ist der Brief des Cheilon Diog. Laert. I, 73,
gefälscht das Decret gegen Timotheos bei Boethius de mus.
1, 1.1) Besonders reichhaltig für den späteren Lakonismos ist
das hesychianische Lexikon. Krampe De dialecto laco^ica,
Münster 1867 (sehr mangelhaft). Müllensiefen De titulorum
laconicorum dialecto, Strassburg 1882, wo auch die Inschriften
zusammengestellt sind; die Zusammenstellung von David
Dialecti laconicae monumenta epigraphica, Königsberg 1882,
ist bis jetzt Fragment geblieben. Ingraham De Alcmanis dia-
lecto (Würzburger Dissertation), New York 1877. H. Spiess
De Alcmanis poetae dialecto, Curtius' Stud. X, 329 ff. Schu-
bert Miscellen zum Dialekte Alkmans, Sitzungsberichte d.
Wien. Akad. phil.-hist. Classe XCIl, 517 ff. Über den heute
noch existierenden Nachkommen des Lakonischen, das Tsa-



1) Über diese und andere dorische Stellen bei attischen Schrift-
steilem 8. Linde Quaestiones etymologicae et grammaticae ad exempla
dorica atticorum scriptorum relatae, Lunds Univ. Arsskrift XV, 1879.



Einleitung. 9

konische, vgl. aussei MoRiz Schmidt, Stud. III, 349 ff., der
seine Yoi^inger excerpiert hat, besonders Defftcbb in den
Monatsber. d. Berliner Akademie vom Januar und März 1875
und in seiner in Bezug auf die Erklärung der Thatsachen
leider gänzlich verfehlten Zakonischen Grammatik, 1. (einzige)
Hälfte, Berlin 1881, sowie die bei Verf. Neugriechische Stu-
dien I, 6 1 angeführte Literatur.

b) Eine Pflanzstadt der lakonischen Colonie Tarent (lA.
548) war Herakleiain Unteritalien. Die bekannten Tafeln
Yon Herakleia im Museo nazionale in Neapel, 1732 gefunden,
Ton Mazocchi Neapel 1754 und im CI. 5774. 5775 sowie Inscr,
Sic. et It 645 publiciert, sind wahrscheinlich am Ende des

4. Jahrhunderts vor Christus geschrieben und zeigen mehrfach
Vulgärformen ins Dorische eingemischt. Meistbr De dialecto
Heracliensium Italicorum, Stud« lY, 35 5 ff. Über den höchst
fragwürdigen Dialekt der Pythagoräer hat A. Matthai De
dialecto Pythagoreorum, Göttingen 1878, gehandelt.

. c) Von Besonderheiten des messenischen Dialektes
gibt die kurze Weihinschrift aus Olympia Arch. Ztg. 1Q76

5. 178£ keine Kunde. Die Inschrift von Phigalia bei Le Bas*
FoucART 328a = Cauer^ 45 zeigt Eigenthümlichkeiten der
nordgriechischen Dialektgruppe, die wahrscheinlich auf den
politischen Einfluss dea ätolischen Bundes zurückzuführen
sind. Aus dem 1. Jahrhundert vor Christus ist die grosse,
sprachlich wenig interessante Mysterieninschrift von Andania,
die Saüppb in den Abh. der Gott. Ges. d. Wiss. 1859 S. 2 17 ff,
behandelt hat; Berichtigungen von Conze und Michaelis,
Ann. deir inst. 1861 S. 52 ff., eine neue Publication von Fou-
CART bei Lb Bas Voy. arch. 11, sect. 5 p. 161 — 176; danach
Caüer^ 47.

d) Argivische Inschriften verzeichnet Kirchhoff Alph.^
97ff., vgl. lA. 30 — 48; die wichtigsten sind jetzt die bei den
Ausgrabungen in Epidauros gefundenen, besonders die grosse
Bauinschrift und die Inschriften aus dem Asklepieion. Joh«
Baünack Inschriften aus dem Asklepieion zu Epidauros, Stu-
dien auf dem Gebiete des Griech. und der arischen Sprachen
I, 77 — 218 (1886); Ders. Aus Epidauros, eine epigraphische
Studie, Leipzig 1890. Ders. Zu Inschriften aus Troezen, Idg.
Forsch. rV, 187 ff. Sammlung aller Inschriften von Pbellwitz
bei CoLLiTZ m, 3, S. 119ff. (1889); vgl. auch Prellwitz, Gott.
Gel. Anz. 1887, S. 443ff. und FiCK, Bzzb. Beitr. XVII, 174 ff.
Kawadias Fouilles d'Epidaure. I. Athen 1893. Eine alte



10 Einleitung.

Bronzeinsohrift aus Argos besprechen Blass, N Jf Phil. CXLHI
(1891), 559; Meister, Indg. Forsch. Anz. I, 200ff.; Th. Rbi-
NACH, Revue des^tudes grecquesV, 357. Aus Epidauros stamm-
ten die dorischen Bewohner von Aegina (Herod. Vlll, 46):
die spärlichen Inschriften hat Bbchtel bei Coll. IQ, 195 ff.
zusammengestellt. Eine interessante Eigenthümlichkeit des
argivischen Dialekts zeigt noch, die von Dittbnbebobb, Hermes
Vn, 62ff. behandelte spätere Inschrift (Coll. 3286).

e) Höchst spärlich sind alte korinthische Inschriften
(in LA. sammt denen von Phlius No. 15 — ^29), selbst wenn man
die Aufschriften der Vasen ältesten Stiles (Kirchhoff Alph.^
102) dazu rechnet, am merkwürdigsten die Dveiniasinschiift,
Mittheilungen des arch. Instituts in Athen I, 40 ff. = LA. 15.
Die Vaseninschriften behandelt Kretschher, K. Z. XXIX,
1 52 ff., und in seinem Buche Die griechischen Vaseninschriften,
Gütersloh 1894, S. 16 ff. Dazu kommen die Inschriften von
Korkyra, aus dem sechsten Jahrhundert die Grabschriften
des Menekrates und Arniadas (Arch. Zeitg, 1846 S. 379 ff. =
lA. 342. 343), sehr alt auch die kürzere des Xenvares (Hermes

II, 136 = lA. 344), und CI. 20 = lA. 340, etwas jünger die
Aufschriften der Grenzsteine Hermes H, 139 (= lA. 346) und
CI. 1909; aus dem vierten Jahrhundert die Proxeniedecrete
bei Vischer Kleine Schriften H, 13 ff. Korkyräisch ist auch
die Inschrift von Anaktorion CI. 1794 h. Neuerdings Brug-
MANN Eine archäische Weihinschrift aus Kerkyra, Idg. Fo.

III, 8 7 ff. Zusammenstellungen der Inschriften bei Müstoxidi
Delle cose corciresi, Corfu 1848, und bei O. Bismann, Re-
cherches arch^ologiques sur les iles ioniennes, I. Corfou, Paris
1879. Von Korinth aus war auch Syrak us gegründet worden.
Die Inschriften lehren uns nichts über den dort gesprochenen
Dialekt, auch nicht die Aufschrift auf dem Helme des Hieron
CI. 16 = lA. 510; die Inschrift des ApoUontempels (LA. 509)
ist arg verstümmelt; die Fragmente des Epicharmos und So-
phron sind keine reine Quelle des Dialekts, noch viel weniger
natürlich die Bukoliker; von der Prosa des Archimedes haben
wir neuerdings eine treffliche kritische Ausgabe von Heibkro
(3 Bände, Lpz. 1880. 81) bekommen, der in den Quaestiones
Archimedeae, Hauniae 1879, Cap. V und in den Jahrb. f.
Philol. Suppl. XIII (1884), 543 ff. auch über den Dialekt des
Archimedes gehandelt hat. Vgl. auch Arens De dialecto si-
eula, Münster 1868. Arbeiten über Theokrit sind oben an-
geführt. Sämmtliche Inschriften Korinths und seiner Colo-



Einleitung. 1 ]

nieen sind zusammengestellt von Blass, Bzzb. Beitr. XII, 1 69 ff.
und bei Collitz 111, 2, S. 63 ff. Die aus Sioilien stehen auch
bei BLaibel Inscriptiones graecae Italiae et Siciliae, Berlin 18d0.

f) Vom megarischen Dialekte haben wir — abgesehen
von dem hoffiiungslos verdorbenen Text des Theognis — in
den Acharnern des Aristophanes Proben, die jedenfalls inter-
essanter sind als die wenigen spätem Inschriften aus Megaris
und seinen Colonien Byzanz und Mesembria. Wichtig, wenn
auch sprachlich wenig ausgiebig, ist die Siegesinsohrift aus
den Ruinen des Apollontempels von Selinunt (Bbnndobf Me-
topen von Selinunt 1, 27. 35 ; Blass, Bhein. Mus. XXXYI, 615;
lA. 515). Sammlung der Inschriften von Megara und seinen
Colonieen von Bbchtel bei Coll. m, 1, S. Iff., derer von
Megara im Corpus Inscriptionum Graeciae Septentrionalis,
I: Inscr. gr. Megaridis, Oropiae, Boeotiae, ed. Dutenbergbr,
Berlin 1892. Schnbidbr De dialecto megarica, Giessen 1882.
KoBFFNSR Der Dialekt Megaras und der megarischen Colo-
nieen, Leipzig 1891 (elend).

g) Kretisch. Die Kenntniss des älteren Kretisch ist
uns erst durch die umfangreiche Inschrift mit dem gortyni-
sohen Privatrecht erschlossen worden, welche Halbherr und
Fabricius gefunden und letzterer in den Mitth. des arch. Inst,
in Athen IX, 363 ff. publiciert hat. Bruchstücke dieser grossen
Bustrophedoninschrift (aus der 8., 9. und 11. Columne), die
wohl aus dem sechsten Jahrhundert stammt'), waren schon
früher bekannt (lA. 475. 476). Bearbeitungen: Comparetti
Leggi antiche della cittä di Gortyna in Creta, Firenze 1885,
H. Lewy Altes Stadtrecht von Gortyn auf Kreta, Berlin 1885.
BücHBLBR und ZiTELMANN Das Kecht von Gortyn, Frankfurt
a.M. 1885; vgl. dieselben, Bruchstücke eines zweiten Gesetzes
von GoTtyn, Rhein. Mus. XLI, 118—133. Joh, und Thbod.
Baunack Die Inschrift von Gortyn, Leipzig 1885. Darbste
La loi de Gortyne, Bull, de corr. hell. 1885, S. 301—317.
Bernhöft Die Inschrift von Gortyn übersetzt, Stuttgart 1886.
Vgl. ausserdem Blass, JfPhil. CXXXI, 479—483; Ditten-
bbrger, Hermes XX, 573fr.; Meister, Bzzb. Btr. X, 139 — 146;
J. Simon Zur Inschrift von Gortyn, Wien 1886. Dareste La
loi de Gortyne, texte, traduction et commentaire, im Annuaire
de Tassoc. pour Vencouragement des ^tudes grecques, XX (1886),



1) Nach BÜCHELEB a. a. O. höchstens aus der Mitte des 5. Jahr*
hunderta, yielleicht g^r um 400 v. Chr.



12 Einleitung.

300. 349, Mbrruh Law Code of Gortyna in Ciete, Amer.
Joum. of Archaeol. I, 4, II, 1 (1886). Gertz Tidskrift for Fil.
N. B. IX. Kbelhoff Het inschrift van Goityna in Kreta,
Gent 1887 ; Les formes du veibe dans Vinscription de Gortyne,
Mona 1887. Boembero Das Erbrecht von Gortyna, Rostock
1888, Gemoli* Recht von Gortyn, Striegau 1889. Skias,
'E9>](A. dpxoiio^« 1890, S. 176fF. Vgl. noch die Literaturangaben
bei Baunack Studien I, 173 f. Ein Corpus sämmtlicher alt-
kretischer Inschriften gibt Comfaretti Le leggi di Gortyna e
le altre iscrizioni arcaiche Cretesi, Milano 1893; darin S. IXff.
eine YoUständige Bibliographie. Zahlreich sind jüngere In-
schriften aus dem dritten Jahrhundert und später, .die alle
einen mehr oder weniger mit Yulgärformen versetzten Dialekt
zeigen und weder geeignet sind uns im allgemeinen ein treues
Bild von kretischen Spracheigenthümlichkeiten zu geben noch
etwa locale Unterschiede hervortreten zu lassen, wie sie Klee-
&LANN De universa cret. dial. indole (Halle 1872) S. 5ff. zu con-
statieren suchte. Hervorzuheben sind besonders CL 2554 —
2558^], ferner die Inschrift von Dreros, die Dethier, Sitzungs-
ber, d. Wien. Akad. XXX, 431 ff. und zuletzt Halbherr, Mus.
Ital. m, 657 ff. herausgegeben haben (vgl. dazu Daneslsson
Epigraphica, Upsala 1890, S. Iff.; Pais, Giorn. ital. di filol.
I, 65 ff.) ; der fragmentarische Bündnissvertrag der Gortynier
und Hierapytnier mit den Friansiern (aus Venedig, herausg.
von Bergmann De inscriptione cretensi inedita, Berl. 1860),
die Fragmente von Verträgen der Lyttier mit den Boloen-
tiern bei Voretzsch De inscriptione cretensi qua continetur
Lyttiorum et Boloentiorum foedus, Halle 1862 (nach Ran-
OABE Ant. hell. 691), später wiederholt Hermes IV, 266ff.
und Hermes IV, 27 6 ff., die drei Verträge der Hierapyt-
nier Naber, Mnemosyne I, 7 5 ff. 105 ff., die in dialektischer
Beziehung. ganz besonders fragwürdigen Beschlüsse kretischer
Gemeinden, die Steinmetzen der ionischen Insel Teos einge-
hauen haben (Le Bas Voy. archiol. HI, 1 No. 60 ff.), die in
Karien gefundenen Fragmente kretischer Inschriften (Baunack,
Studien I, 7 ff.), die Inschriften aus dem kretischen Asklepieion
(ders., PhilologusN. F. HI, 577), das von Blass, NJfPhil. 1891,
S. Iff. besprochene Epigramm, und die zahlreichen bei den



Ij Das verlorene Original von CL 2554 hat sich 1882 in Venedig
bei den Bestaurationsarbeiten an der Marcuskirche gefunden tind ist
▼on GoMPARETn im Museo italiano di antichitä class. Vol. I, piint 2
behandelt worden.



Einleitung. 13

AuBgrabungen der Italiener zu Tage gekommenen Funde, die
im Museo Italiano di Antichitä classica I — IQ und den Monu-
menti anüchi I yeiöffentlicht worden sind. Hesychios hat
siemlich viel kretische Glossen, das Skolion des Hybrias
(Bbbgk Anth. Lyr. 531) ist mit epischen und vulgären Formen
versetzt. Hsy De dialecto cretica, Dessau 1869. Helbio De
dialecto cretica, Plauen 1873. £j:jsemann Reliquiarum dialecti
creticae pars I. glossae creticae, Halle 1873. Herforth De
dialecto cretica, Halle 1887 (= Diss. Hai. VIH, 192—292);
3^1. die Anzeige von Meister, Phil. Wochenschr. 1888, Sp. 853.
JoH. Baünack Cretica, Phil. Wochenschr. 1887 No.l — 5. Sejas
Ilepi Tfj<; xpTjTtx^c 5iaXixTou, Athen 1891.

h) Die übrigen dorischen Inseln. Bechtel, Die Inschrif-
ten von Aigina, Pholegandros, Anaphe, Astypalaia, Telos,
NisyroSy Knidos, bei Coll. III, 195 ff. Muellensiefen und
Bechtel, Die Inschriften von Kalymna und Kos, ebenda 301 ff.
Inscriptiones graecae insular um maris Aegaei. I. Inscr. insula-
rum Rhodi Chalces Carpathi cum Saro Gasi ed. F. Hiller de
Gaertringen. Berlin 1895. Aus Bhodos stammte der Schrei-
ber der kurzen Inschrift auf dem Koloss von Abu Simbel
KmcHHOFF Alph.3 35, No. 3 = lA. 482 c; auch von den
übrigen dorischen Söldnern, die sich dort verewigt haben,
mögen vielleicht einige Rhodier gewesen sein; über LA. 482a
vgl. WiBDEBiANN; Rhein. Mus. N. F. XXXV (1880), 364 ff.
Abel, Wiener Studien HI, 161 ff. Krall, ebda IV, 164. Palet,
Philol. Wochenschr. 1883 No. 37. Unsre sonstige Kenntniss
des Dialekts (vgl. noch Newton On two inscriptions from
Kamiros and lalysos, in den Transactions of the Roy. Soc. of
liter. XI (1878), 435, vgl. darüber G. Curtiüs, Leipzg. Stud.
IV, 316 ff. ; Inschriften und Zeichen rhodischer Töpfer aus der
Sammlung des loannes Dimitrios in Alexandrien 'A&rjv. HI,
220 ff. ; über rhodische Amphorenhenkel P. Becker, M^l. gr.-
rom. I, 416 ff., ders., Jahrb. f. Philol. Suppl. IV, 453 ff., V,
447 ff., X, 1 ff., 209 ff., Stephani M61.gr. -rom. H, 7 ff., Dumont,
Inscriptions ceramiques de Grdce, Paris 1871; Dumont und
Chaplain Les ceramiques de la Gräce I; Pelleorini Iscrizioni
ceramiche d'Erice e suoi dintorni, Palermo 1887 (aus Arch.stor.
Sic. N. S. XHj; Grundmann, NJfPhil. Suppl. XVII, 272 ff.)
wird wenig gefordert durch späte Inschriften der rhodischen
Fflanzstädte Gela und Akragas. Brüll Der Dialekt der
Rhodier, Leobschütz 1875. — Kos: Paton and Hicks The
inscriptions of Cos. Oxford 1891. Über Jonismen im koischen



14 Einleitung.

Dialekt s. Bechtel, Gott. Nax;hr. 1890, S. 31 ff. und Mbister,
DieMimiamben desHerodas^Leipz. 1893,S. 161. — AusMelos
ist das alte Distichon der Sammlung Nani CI. 3=IA. 412, das
aber nicht dorisch ist; spätere dialektisch unergiebige Inschrif-
ten stellt KiCHHOFF Alph. ^ 66 ff. zusammen. — Die archaischen
Inschriften aus Thera bespricht Kirchhoff Alph.* 60 ff. (lA.
436 — 471), das umfangreiche Testament der Epikteta CI.
2448, neu verglichen von B. Kbil Hermes XXIII, 289 ff.,
ist leider jung und vulgärdorisch. Jung sind auch die Denk-
mäler aus dem von Theräern colonisierten Kyrene (CI. 5131.
Smith and Porcher Recent discoveries at Cyrene, London
1864).

i) Achäische Inschriften im Bull, de corr. hell. 11, 40 ff.,
94 ff. = FicK, Bzzb. Beitr. V, 320 ff. Achäisches Dorisch aus
Unteritalien zeigen Inschriften aus Bruttium, Kroton, Me-
tapont, Paestum, Sybaris. Vgl. Kaibbl Inscriptiones Siciliae
et Italiae, Berlin 1890. Auch die Mundarten von Kephallenia,
Ithaka und Zante rechnet man ohne rechten Beweis zu den
achäischen. Sammlung der Inschriften von O. Hoffmann Die
Inschriften Achaias und seiner Colonien, bei Coll. II, 133 ff.
Eine kephallenische Inschrift aus dem 6. Jahrh. Rev. arch.
XVIII, 45.



2. Kordgriechische Oruppe.

Sie umfasst die Stämme von Mittelgriechenland mit Aus-
schluss von Boiotien und Attika und die südthessalischen
Mundarten, vielleicht auch die von Epeiros, obwohl die dodo-
näischen Inschriften kein sicheres Urtheil über den Dialekt
erlauben. Im allgemeinen vgl. H. Merzdorf Die sogenannten
äolischen Bestandtheile des nördlichen Dorismus, Sprach-
wissenschaftliche Abhandlungen aus G. Curtius' Grammati-
scher Gesellschaft S. 2 1 ff. H. W. Shttth The dialects of North
Greece, Baltimore 1887 (aus Amer. Journ. of Philol. VII).

a) Phokis. Aus dem sechsten Jahrhundert ist die In-
schrift des Altares von Krissa CI. 1 = lA. 314, vgl. Kirch-
hoff Alph. * 144, und PoMTOW, Sitzgsber. Berl. Akad. 1887,
S. 703 ff.; später die alte Felseninschrift von Delphi Ann. deir
inst. arch. 1866. tav. d' agg. A. p. 1 ff. = lA. 319. Eine ar-
chaische Inschrift ist neuerdings im Bull, de corr. hell. VIII,
217 publiciert. Andre ältere Denkmäler (z. B. Le Bas 979.
996. 968. CI. 25) sind sehr dürftig. Sammlung der Inschriften
jetzt von Bechtbl bei Collitz II, 63 ff. Den delphischen



Einleitung. 15

Dialekt des dritten und zweiten Jahrhunderts vor Christus
kennen wir aus einer ziemlich grossen Anzahl von Inschriften,
die bei E. Curtius Anecdota delphica, Berlin 1843, Conze u.
Michaelis, Ann. deir inst. 1861 p. 67ff., Wescher et Foucart
Inscriptions recueillies ä Delphes, Paris 1863, Haussoullier
im Bull, de corr. hell. V und VI, Jon. Baunack Die delphi-
schen Inschriften, bei Coll. II, 177 ff. (noch unvollendet) ge-
sammelt sind; vgl. auch Pobitow Beiträge zur Topographie von
Delphi, Berlin 1889. Die Amphiktyoneninschrift CI. 1688 ist
besser im CIA. II, 545 publiciert. G.Cürtius Über die sprach-
liche Ausbeute der neu entdeckten delphischen Inschriften,
Ber. d. sächs. Ges. der Wissensch. 1864 S. 216 ff. Hartmann
De dialecto delphica, Breslau 1874.

b) Lokris. Aus der ersten Hälfte des fünften Jahrhun-
derts stammt die bekannte Bronze der hypoknemidischen
Lokrer über eine Epoikie nach Naupaktos, lA. 321; etwas
jünger ist der Vertrag zwischen Chaleion und Oiantheia (Ross
Alte lokrische Inschrift. Lpz. 1854 = lA. 322]. Ohne sprach-
liche Ausbeute sind die Inschriften bei Kumanudis, 'AB-^v. I,
482 ff. und Eustratiadis, 'Apj^. 'EcpYjji. 1874 No. 443, sowie die
kurze Henkelaufschrift Revue arcÜol. 1876 S. 182. Zusam-
sammenstellung der Inschriften von Bechtel bei Collitz II,
49 ff. Allen, De dialecto Locrensium, Stud. IH, 207 ff. Zur
hypoknemidischen Inschrift G. Curtiüs, Stud. II, 441 ff.
BRiAL, Revue archiol. 1876 S. 115 f.

c) Ätolien. Wenige späte Inschriften z. B. CI. 2350.
3046 (drittes und zweites Jahrhundert), zusammengestellt von
FiCK, Bzzb. Beitr. VII, 247 ff. und bei Collitz II, 18 ff.

d) Akarnanien. Die Inschriften bei Fick, Bzzb. Beitr.
Vn, 242 ff. und bei Collitz II, 12 f.

e) Südthessalien (Phthiotis). Der Dialekt ist besonders
bekannt aus dem Verträge zwischen Melitaia und Pereia,
Rangabe Ant. hell. 692 = Le Bas-Foücart II, 1179; Zusam-
menstellung der Inschriften von Fick, Bzzb. Beitr. VI, 306 ff.,
dazu LoLLiNO Thessalische Freilassungsurkunden, Sitzgsber.
Berl. Ak. 1887, S. 557 ff. Es schliesst sich an die Mundart der
Anianen, deren Inschriften Fick, Bzzb. Beitr. VII, 252 ff. und
bei Collitz II, 29 ff. verzeichnet.

f) Epeiros. Nach dem Werke von Konstantin Kara-
PANOS Dodone et ses ruines, Paris 1878 hat die zu Dodona
gefundenen Inschriften epeirotischen Ursprungs zusammen-
gestellt A. Fick, Bzzb. Beiträge III, 266 ff. und bei Collitz II,



1 6 Einleitung.

3 ff. Vgl. Roberts Inscriptions from Dodona, im Journal of
Hellenic Studies I, 228 ff., II, 102 ff.; Pomtow Die Orakel-
inschriften von Dodona, Jahrb. f. Philol. CXXVII ( 1 883), 305 ff. ;
O. Hoffmann Die Orakelinschriften von Dodona, bei Collitz
II, 91 ff. (1890); GoMPFRZ Dodonäische Ährenlese, Arch. epigr.
Mitt. aus Österreich IV, 59 ff., V, 130 ff.; Karapanos, Bull,
corr. hell. XIII (1890), 155 ff., dazu O. Hoffmann, Bzzb. Btr.
XX, 102 ff. (1894).

3. Hordthessalisch.

Die nordthessalischen Mundarten der Thessaliotis, He-
ätiaiotis und Felasgiotis bildeten eine einheitliche Gruppe,
deren locale Differenzen wir freilich nicht mehr zu erkennen
vermögen. Die Inschriften, unter welchen die grosse zuerst
von Heuzey im Annuaire de la societ^ pour Tencouragement
des ^tudes grecques 1869 S. 1 14 ff. veröffentlichte Inschrift von
Pharsalos an Wichtigkeit jetzt von der Inschrift aus Larisa,
Mitth. d. arch. Inst, in Athen VH, 6 1 ff. = Hermes XVII, 467 ff.
bei weitem übertreffen wird, sind von H. v. d. Pfordten De
dialecto thessalica commentatio, München 1879 (untermischt
mit den südthessalischen) sowie von Fick, Bzzb. Beitr. V, 1 ff.
und bei Collitz I, 127 ff, 377 ff., zuletzt von O. Hoffmann
Griechische Dialekte II, 9 ff. zusammengestellt worden.
Pfordten gab auch eine Übersicht über die grammatischen
Besonderheiten des Dialekts, wodurch Ahrens I, 218. 222. H,
528 — 535 und Wald Additamenta ad dialectum et Lesbiorum
et Thessalorum cognoscendam, Berlin 1871 ergänzt wurden.
Jetzt ist der Dialekt behandelt von Meister Griech. Dial. I,
289 ff. (1882). E. Reuter De dialecto thessalica, Berlin 1885.
W. Prellwitz De dialecto thessalica, Göttingen 1885; ders.
Thessalica, Bzzb. Btr. XIV, 298 ff. Hoffmann Griechische
Dialekte II (1893).

4. Boiotisch.

Zu einer Constatierung localer Unterschiede reicht auch
hier das immerhin ziemlich umfangreiche Material nicht aus,
höchstens die Mundart von Tanagra hebt sich mit wenigen
Besonderheiten ab. Die älteren Inschriften verzeichnet Kirch-
HOFF Alph.^ 138 f. (s.IA. 124 — 306). Hauptsammelstellen sind
ausser dem CI. und den lA. Keil »Sylloge inscriptionum boeoti-
carum, Lpz. 1874 und Nachträge dazu im 2. Supplementbande



Einleitung. 1 7

von Fleckeisen's Jahrbüchern (1864), Dech-IRMe in den Ar-
chives des missions seien tifiques IL s^rie t. IV p. 483 if.,
Kaihbl, Hermes YIII, 417 ff., Robert, Hermes XI, 97. Arch.
Ztg. 1875 S. 150 ff., KüMANUDis im ' AÖTivatov IL IIL IV. In-
schrift von Ägosthena Boeckh Kl. Schriften VI, 163, Le Bas
n, 1 u. 8. w. Eine Zusammenstellung der Inschriften hat R.
Meister gegeben Bzzb. Beitr. V, 185 ff. VI, 1 ff. und dann bei
CoLLiTZ I, 146 ff. 387 ff., so wie Larfeld Sylloge inscriptionum
boeoticarum, Berlin 1883, wo dess. Dissertation De dial. boeot.
mutationibus (Bonn 1881) als Einleitung wieder abgedruckt
ist. Neugefundene archaische Inschriften bei Lolling, Sitzgs-
ber. der Berl. Akad. 1885. S. 1031 ff. Zu den Inschriften aus
dem Kabirion bei Theben Meister, Ber. sächs. Ges. d. Wiss.
1891, S. 1 ff. Vorläufig abschliessende Sammlung aller In-
schriften jetzt im 1. Bande des Corpus Inscriptionum Graeciae
septentrionalis , Berlin 1892. Die Fragmente der Dichterin
Korinna aus Tanagra sind mit poetischen Formen gemischt
und nur in späterer Recension auf uns gekommen. Über Pin-
dar vgl. Führer Der böot. Dialekt Pindars, Philol. XLIV,
4 9 ff. Aristophanes in denAcharnern 860 ff. lässt einen Boioter
auftreten, ebenso Eubulos in der Antiope (Meineke Com. frg.
III, 208. KocK Com. frg. II, 169). Ahrens I, 164 ff. Beer-
MANN De dialecto boeotica, Stud. IX, 1 ff. Führer De dialecto
boeotica, Göttingen 1876. R. Meister Zur Chronologie des
böotischen Vocalismus, Jahrbücher für classische Philologie
CXIX (1879), S. 513—526. Ders. Griech. Dial. I, 203 ff.

5. Lesbisch.

Den Dialekt ihrer Heimatsinsel haben Alkaios undSappho
durch leise Beimischung epischer Elemente zu künstlerischem
Ausdruck verwendbar gemacht; ihre Bruchstücke sind durch
Redaction und Überlieferung mannichfach verdorben auf uns
gekommen. Späte poetische Verwendungen wie bei Theokrit
und in den Epigrammen der Balbilla (Puchstein Epigram-
mata graeca in Aegypto reperta, Strassburg 1880 = Diss. phi-
Jol. Argent. IV, 1 — 78) dürfen nur mit Vorsicht zu Rück-
schlüssen verwendet werden. Die poetischen Fragmente stehen
beisammen bei Hoffmann Griech. Dial. II, 1 29 ff. Vgl. Fick Die
Sprachform der lesbischen Lyrik, Bzzb. Beitr. XVII, 1 77 ff. Die
Inschriften sind leider alle jung, über das vierte Jahrhundert
geht keine herauf, mit Ausnahme der vielleicht in die erste

Meyer, Oriecli. OrammatUc. 3. Aufl. 2



1 g Einleitung.

Hälfte des fünften gehörigen kurzen Grabschrift des Lykiers
Stheneias lA. 503. Ausser den Inschriften im CL (2166 ff. aus
Lesbos, dazu die archaisierende Inschrift aus Kyme aus Augusts
Zeit 3524 und die Marmorinschrift von Lampsakos 3640] be-
sonders CoNZE Beise auf der Insel Lesbos 1865 und Kaibel,
Ephemeris epigraphica II, 1 ff. (eine handschriftliche Inschrif-
tensammlung von Cyriacus vod Ancona). Vertrag zwischen
Phokaia und Mytilene bei Newton, Transactions of the Society
of literature VIII, 549. C. Curtiüs Inschrift aus Lesbos, Her-
mes VII, 407 ff. Das Bruchstück CL 2166c verbessert und er-
gänzt von Earinos in MoüaeTov xal ßtßXio&iQXT] Tf^<; eöa^YsXtx^?
a^oX^; dv Zfxopv^, 1876 S. 128 ff. Ehrendecret für Erythrae,
publiciert von Kbnker, Wiener Sitzgsber. 1872 S. 335 ff. Zu den
Inschriften bei Conze Taf. XII vgl. H. Sauppe Commentatio
de duabus inscriptionibus lesbiacis, Gott. 1871. Neue Funde
Bull, de corr. hell. IV, 417 — 448. Über eine Inschrift aus Ere-
sos Bechtel, Gott. Nachr. 1886, S. 373ff., über eine andre eben
daher Cichorius, Sitzgsber. Berl. Ak. 1889, S. 375 ff. Eine
Zusammenstellung sämmtlicher Inschriften gibt Bechtel,
Bzzb. Beitr. V, 105 ff., vgl. VI, 118, und bei Collitz I, 81 ff.,
371 ff. (1884); Hoffmann Griech. Dialekte II, 53 ff. (1893),
Dazu noch Meister Eine neue Inschrift von Mytilene, in den
Studia Nicolaitana (Lpz. 1884), S. 1 ff. Die Alten meinten vor-
zugsweise den ihnen aus der Literatur bekannten lesbischen
Dialekt, wenn sie von Aolisch redeten. Giese Über den äoli-
sehen Dialekt, Berlin 1837. Ahrens im I. Bande. L. Hirzel
Zur Beurtheilung des äolischen Dialekts, Lpz. 1862. Wald
Additamenta ad dialectum et Lesbiorum et Thessalorum cog-
noscendam, Berlin 1871. W. Volkmann Quaestionum de dia-
lecto aeolica capita duo, Halle 1879. Führer Über den les-
bischen Dialekt, Arnsberg 1881; ders. Über die Stellung des
Lesbischen zu den verwandten Dialekten, Bzzb. Beitr. VI,
282 ff. Meister Griech. Dial. I, 1 ff. Hoffmann Griech. Dial.
11(1893).

6. Elisch.

Der elische Dialekt, der früher nur aus der alten Vräträ
CL 11 = lA. 110 bekannt war, ist durch die Ausgrabungen
in Olympia unserer Kenntniss etwas näher gerückt worden,
die eine Anzahl älterer Bronzen zu Tage gefordert haben, de-
ren Lesung und Deutung allerdings häufig sehr unsicher ist,
während uns das Ehrendecret für Damokrates Arch. Ztg. 1876



Einleitung. 1 g

S. 183 ff. eine jüngere Stufe des Dialektes kennen lehrt. Die
Inschriften sind zusammengestellt lA. 109 — 122 mit den
Nachträgen, ferner von Daniel, Bzzb. Beitr. VI, 24 1 ff. und von
Blabs bei Collftz I, 311 ff. Vgl. auch Compabetti Iscrizioni
greche di Olimpia e Ithaka, Rom 1881 (aus den Schriften der
Acc. dei Lineei); ders. On two Inscriptions from Olympia, im
Journal of Hell. Stud. 1881. ZurDamokratesinschriftG. Meyer,
ZfoG. 1876, S. 417 ff. Die Mundart ist dargestellt von Ahrens
I, 225 ff. Daniel De dialecto eliaca, Halle 1880. Dom. Pezzi
II dialetto deir Elide nelle iscrizioni testä scoperte, Torino
1881; ders. Nuovi studi intorno al dialetto deir Elide, Torino
1881 (aus den Mem. und den Atti der Akademie). Meister
Griechische Dialekte U, (1889), 3 ff. ; Zum eleischen, arkadi-
schen und kyprischen Dialekte, Leipzig 1890. Dass die elei-
schen Mundarten keinen einheitlichen Typus tragen, darauf
haben Blass a. a. 0. 3 13, Meister a. a. 0. 1 1 , Hoffmann Griech.
Dial. I, 5, E. Meyer Geschichte des Altertums H, 285 hinge-
wiesen. Krsek Über das Verbreitungsgebiet des elischen
Dialektes, Listy filoIogick6 1892, S. 349 ff.

7. Arkadisch und Kyprisch.

Von den arkadischen Inschriften sind wenige alt. (lA.
92 — 108), darunter die Dedicationsinschrift von Mantineia bei
CoNZE und Michaelis, Ann. delP inst. 1861 S. 30 = lA. 100.
Unter den jüngeren ist durch Umfang und sprachliche Bedeu-
tung hervorragend die bekannte Bauinschrift von Tegea, die
Bergk im Index lectionum von Halle 1860/61 und Michaelis
in den Jahrb. für class. Philologie LXXXHI (1861), 585 ff.
behandelt haben und die dann bei Le Bas-Foücart 340 e mit
ein paar Verbesserungen nochmals publiciert worden ist Zu-
sammenstellung von Bechtel, Bzzb. Beitr. YIH, 301 ff. und
bei CoLLiTZ I, 337 ff.; neuerdings bei Hoffmann Griech. Dial.
I, 14 ff. ( 1 89 1 ). Zum Tempelrechte von Alea (Hoffmann No. 29)
ausser Meister, Sitzgsber. sächs. Ges. d. Wiss. 1889, S. 7 1 ff. noch
Danielsson Epigraphica, Upsala 1890, S. 28ff. Zwei archaische
Inschriften aus Mantinea bespricht J. Baunack Ber. sächs. Ges.
d. Wiss. 1893, S. 93 ff. Gelbke De dialecto arcadica, Stud,
U, 1 ff. Saufpe Commentatio de titulis tegeaticis, Gt>ttingen
1876. J. Spitzer Lautlehre des arkadischen Dialekts, Kiel
1883. Meister, Griechische Dialekte H, 75 ff. :i889). Hoff-
mann, Griechische Dialekte I (1891). H. W. Smith The

2*



20 Einleitung.

Aicado-Cyprian dialect, in Transactions o£ the American Philol.
Association XVIII (1887), 59 — 133; vgl. die Anzeige vonBKN-
NBTT, Class. Review HI, 4 8 ff.

Die alte Tradition, wonach das kyprische Paphos eine
Gründung des Tegeaten Agapenor ist (Paus. VIII, 5, 2; vgl.
auch E. Meter Gesch. d. Alt. II, 223), erhält eine Bestätigung
durch den kyprischen Dicilekt, der wesentliche Eigen thiim-
lichkeiten des arkadischen auch seinerseits besitzt. Unsre
Kenntniss desselben, die sich früher auf meistens der Mundart
von Paphos entnommene Glossen des Hesychios stützte (M.
Schmidt Der kyprische Dialekt und Euklos der Chresmologe,
KZ. IX, 290 ff.; HoFFMANN, Die kyprischen Glossen als
Quellen des kyprischen Dialektes, Bzzb. Beitr. XV, 44 ff. ;
ders. Griech. Dial. I, 104 ff.; H. Lbwy, Jdg. Forsch. I, 506 ff.),
ist in bedeutender Weise erweitert worden, seitdem es gelun-
gen ist die griechischen Inschriften aus Cypern, die in einem
enchorischen, aus einem der vorderasiatischen Keilschrift-
systeme abgeleiteten Alphabete geschrieben sind, zu deuten.
G. Smith Transactions of the Society of biblical Archaeology
I (1872), 129 — 144. Brandis Versuch zur Entzifferung der
kyprischen Schrift, Abh. d. Berl. Akad. 1873, S. 643 ff. M.
Schmidt, Jenaer Literaturzeitung 1874, No. 6 und S. 238.
Die Inschrift von Idalion und das kyprische Syllabar, Jena
1874. Sammlung kyprischer Inschriften in enchorischer Schrift,
Jena 1876. (Recension von Bergk Jahrb. für class. Philologie
i878 S. 513 — 531.) Dbeckb und Sieoismunb Die wichtigsten
kyprischen Inschriften, umschrieben und erläutert, Stud. YU,
217 ff. Ahrens Zu den kyprischen Inschriften, Philologus
XXXV, 1 ff XXXVI, 1 ff. Dbeckb Der Ursprung der kypri-
schen Sylbenschrift, Strassburg 1877; ders. Bursian^s Jahres-
bericht 1877 Bd. III, 125 ff., 1879/81 S. 220 ff.; ders., Bzzb.
Beitr. VI, 66 ff., 137 ff., VIII, 143 ff. Brbal, Journal des Sa-
vants 1877 S. 503. 551 ff. Revue arch^ol. XXXIV (1877),
316 ff. Voigt Quaestionum de titulis cypriis particula, Leipziger
Studien zur classischen Philologie I, 251 — 303; ders. Über
einige neugefundene kyprische Inschriften, Studia Nicolaitana
(Lpz. t884), S. 63 ff. Vollständigste Zusammenstellung jetzt
von Dbeckb bei Collitz I, ! ff. (vgl. die Anzeige von Voigt,
Bzzb. Beitr. IX, 15« ff., von Meister, Griech. Dialekte II, 135 ff.
und von Hoffmann Griechische Dialekte I, 3 5 ff.) Vgl. noch
Meister KuTuptaxa, Berl. Phil. Wochenschr. 1890, No. 43;
Skias Kü:rptaxa, 'E'^r^ji. apyaioX, 1893, Sp. 61 ff. A. Rothe



Einleitung. 2 1

Quaestiones de Cyprioium dialecto et vetere et recentiore.
Pars I, Lps. 1875. H. W. Smtth The Arcado-Cypiian Dia-
lect, s. o. Bbnnett On the sounds and inflections of the Cy-
prian Dialect, in Nebrasca University Studies I (1888), 131 —
194. Sakellarios Ta KoTcpiaxa, Athen 1891, II xO' ff.(8chlecht).
Meister Griech. Dial. 11, 203 ff. (1889); ders. Zu den Regeln
der kypr. Silbenschrift, Idg. Fo. IV, 175 ff. Hoffmann Griech.
Dial. I. (1891). Meister Zum eleischen, arkadischen und
kyprischen Dialekte, Leipzig 1890. Über alte poetische, im
kyprischen Dialekte enthaltene Wörter handeln Kleemann
.Vocabula homerica in Graecorum dialectis et in cotidiano ser-
mone servata, Colmar 1876, und H. W. Smyth On poetical
words in Cyprian prose, Am. Journ. of Phil. VIII, No. 4; vgl.
auch E. Meter Gesch. d. Alt. II, 75.

8. Pamphylisch.

Sprachlich sehr verwahrlost sind ein paar im Dialekt ge-
schriebene Inschriften, die G. Hirschfeld, Berl. Monatsber.
1875 S. 123 f. herausgegeben und Siegismund, Stud. IX, 89 ff.
behandelt hat. Umfangreicher und wichtiger, wenn auch nur
zum Theil lesbar, ist die Inschrift von Sillyon bei Hirschfeld,
Berl. Monatsber. 1874 S. 726 = lA. 505. Vgl. Dbbckb in Bur-
sian's Jahresbericht 1879/81 S. 225 ff. und (zum Alphabet)
Etrusker II, 521 f. Ramsat On some Pamphylian Inscriptions,
im Journ. of Hellen. Stud. I, 242 ff. II, 222 ff. Bearbeitung
der Inschriften von Bezzenberoer, Bzzb. Beitr. V, 325 ff. und
bei Collitz I, 363 ff. Neues inschriftliches Material erschlies-
sen Lanckoronski^s Städte Pamphyliens und Pisidiens I,
Wien 1890; darüber vgl. Kretschmer, K. Z. XXXIH 258 ff.
Vgl. auch E. Meyer Gesch. d. Alt. H, 229 f.

II. Ionische Dialekte.

Bechtbl Die Inschriften des ionischen Dialektes. Göt-
lingen 1887 (aus dem XXXIV. Bande der Abh. Gott. Ges. Wiss.).
Erman De titulorum ionicorum dialecto, Stud. V, 249 ff. (1872).
Pafadofulos Kerameus llepi tivodv {8iti>Tia(jiQ>v x^^ iv Xtcp xai
iv'Epu&pai; icovix^i; oiaXixtou, im [lapvaaaoi; II, 134 ff. (1878);
dazu Stamatelos, ebenda 223 f. Karsten De titulorum ioni-
corum dialecto, Halle 1882. Lindemann De dialecto ionica
recentiore, Kiel 1889. M. Fuschi De titulorum ionicorum



22 Einleitung.

dialecto, Firenze-Roma 1894 (aus den Studi italiani di filologia
classica II, 209 ff.). H. W. Smyth The vowel-system of the
lonic Dialect, aus den Tiansactions of the Amer. Phil. Assoc.
Bd. XX (1890); vgl. dazu die Anzeige von W. Schulze, Z. f.
Gymnw, 1893, S. 156 ff. Ders. The Sounds and Inflections of
the Greek Dialects. lonic. Oxford 1894.

1. Fiii die ionische Dodekapolis unterscheidet Herodot
an der bekannten Stelle I, 142 vier Mundarten, die von Mile-
tos, Ephesos, Samos und Chios. Wir sind nicht im Stande in
den aus diesen Gegenden erhaltenen Inschriften bestimmte
grammatische Unterschiede nachzuweisen; Bechtel Inschr. d.
ion. Dial. 136 bezieht die Unterscheidung auf den Wortschatz.
Aus Milet sind besonders wichtig die Inschriften vom heiligen
Weg (Kirchhoff Alph.* 25 f. lA. 483—490), vgl. auch Eevue
archeol. 1874 S. 306, dazu die Decretc aus Mylasa CI. 2691,
vgl. Le Bas III, 119 und die Lygdamisinschrift aus Halikar-
nass bei Newton, Transactions of the Royal Society of Litera-
ture 1867 S. 183 = lA. 500, vgl. Compaketti, Melanges Graux
S. 175 = Museo ital. di antich. class. I, 2 und Tu. Rein ach,
Revue des 6t. gr. I, 27 ff. (1888). Eine ionische Inschrift aus
Halikarnassos mit vielen karischen Namen, aus dem Ende
des 5. oder Anfang des 4. Jhdt., steht im Bull, de corr. hell.
IV, 295 ff. Aus Ephesos ist die Auguralordnung CI. 2953 =
lA. 499 und Wood Ephesus. Inscriptions from the city 19.
Die Verwünschungsinschrift aus Teos CL 3044 ist bei Le Bas
in, 10=IA. 497 theil weise correcter publiciert. Sehr wichtig
ist die im MooasTov xat pißXtottYjxr^ tti? eia^^shTLr^^ oj(oXt|C, ev
SfiupvTQ 1876, S. 37 ff. und lA. 381 publicierte Inschrift aus
Chios, wohl aus dem fünften Jahrhundert; andere bei Haus-
souLLiER, Bull, de corr. hell. III. Bd. ; Zolotas, 'A&TjVä V, 1 ff.
Altere samische Inschriften sind ganz kurz: C. Curtius,
Rhein. Mus. XXIX, 159 ff., lA. 383— 388a; über Amorgos
und Samothrake, die von Samos aus colonisiert worden sein
sollen, s. Kirchhoff Alph.^ 31 ff., lA. 389—392, 377;Dübois,
Bull, de corr. hell. VI, 187 f. Der ionische Theil der Inschrift
des Hermenpfeilers von Sigeion CI. 8 = lA. 492 ist in Pro-
konnesos geschrieben; von den ionischen Colonieen am
schwarzen Meere sind nur jüngere Denkmäler erhalten
(Latyschew Inscriptiones antiquae orae septentrionalis Ponti
Euxini graecae et latinae I. II. Petersburg 1886 — 90), das ein-
zige ältere (Kirchhoff Alph.* 36 = lA. 350) ist sprachlich
ohne Bedeutung. Über die ionischen Söldnerinschriften aus



Einleitung. 23

Naukiatis in Aegypten (Fundbrs PETRrB Naukiatis I. Lon-
don 1886) vgl. Kirchhoff Aiph.^ 44 ff. Das Ionisch des He-
rodot und Hippokrates gehörte in seiner Grundlage gewiss
einer der kleinasiatischen Mundarten an, ist aber von späterer
Redaction mit Rücksichtnahme auf den epischen Dialekt stark
verdorben und schliesslich durch die Abschreiber noch mehr
entstellt worden. Untersuchungen von Struve, Lhakdy, Din-
DORF, Brbdow (De dialecto Herodoti 1846), Abicht, Stein.
Merzdorf, Stud. VIII, 125 ff. IX, 199 ff. A. Fritsch Zum Vo-
kalismus des herodotischen Dialektes, Hamburg 1888; vgl.
JoHAi^ssoN, Bzzb. Beitr. XV, 161 ff. Den Dialekt der ionischen
Elegiker und lambiker, von denen besonders bei den letzteren
starke Beimischung des heimatlichen Idioms zu erwarten ist,
untersuchten Renner und Sitzler, s. o. ; den der nachchrist-
lichen Nachahmer Herodots (Lukian De dea Syria, Astrol. ;
Arrian, Hist. ind.) Allinson Pseudo-Ionism in the 2. Century
A. D., im Amer. Journ. Phil. VII, 203—217.

2. Die Kykladen. Faros: lA. 400— 406. Pernot Les
inscriptions de Faros, in Fsicharis Etudes de philologie n^o-
grecque, Faris 1892, S. 45 ff. (herzlich schlecht). Thasos, das
von Faros aus colonisiert war: lA. 379. 380; aus dem 4. Jhdt.
die von Bergmann, Hermes III, 233 f. edierte Inschrift, aus
dem 3. und 2. die Namen auf den von Miller, Revue arch.
Xn, 139 ff. 268 ff. 368 ff. XIII, 276 ff. herausgegebenen, die jetzt
zuverlässiger von Bechtel Thasische Inschriften ionischen
Dialekts im Louvre, Gott. 1884, publiciert sind. Siphnos:
CI. 2423c = lA, 399. Naxos: lA. 407— 411 ; zur Timandra-
Inschrift vgl. Blass JfFhil. CXLIII (1889), 335 f. Keos: lA.
393 — 398. Halbherr und Comparetti im Museo italiano di
antichitä classica I, Heft 2.

3. Auf Eaboia müssen wohl die Mundarten von Chalkis
und von Eretria unterschieden werden. Eine ältere Fhase
der letztexen repräsentiert die leider sehr kurze Inschrift aus
Olympia Arch. Ztg. 1876 S. 226 = lA. 373 und die Namen
auf den Bleiplättchen von Styra (lA. 372, vgl. Kirchhoff
Alph.^ 116), in einer jüngeren Entwickelung liegt die Mund-
art vor in der rhotacistischen Inschrift von Eretria 'Apx- 'Ecpr^jA.
1872 No. 417 = Bechtel No. 15. Spuren eretrischer Mundart
zeigt auch die Inschrift aus dem Amphiaraosheiligthume in
Oropos 'E^Tjft. dpx. 1885 S. 94 = Hermes XXI, 91 ff. =
Bechtel No. 18. Vgl. Kretschmer Zum eretrischen Dialekt,
KZ. XXXin, 567 ff. Zwei archaische Inschriften aus Chalkis



24 Einleitung.

Ap;(. 'EfTifi.dSSl = lA. 375 und Mitth. d. arch. Inst, in Athen
X, 282) bespricht Kirchhoff Alph.^ 117 f. Von den chalkidi-
sehen Colonieen an der thrakisehen Küste ist Amphipolis
durch die jüngere, dem vierten Jahrhundert angehörige In-
schrift CI. 2008 = Bechtel No. 10 vertreten; bedeutend her-
vorragender durch ihre sprachliche Wichtigkeit sind die
chalkidischen Yaseninschriften aus Unteritalien, die Kirch-
hoff Alph.^ 120fi* und Kretschmer Yaseninschriften G2 ff. be-
sprechen.

4. So sicher die enge Zusammengehörigkeit des Attiiehen
mit den ionischen Mundarten ist, ebenso schwierig ist es dem-
selben im Yerhältniss zu diesen eine genau präcisierte Stel-
lung anzuweisen. Es scheint sicher, dass das vor der Grün-
dung einer attischen Literatur gesprochene und geschriebene
Attisch, wie wir es aus Gesetzesfragmenten und Inschriften
kennen, dem Ionischen weit näher gestanden habe, als das
spätere, so dass Strabo YIII, 1. 2 wieder zu Ehren kommt; auch
die ä, die das Attische gegenüber ionischem r^ voraus hat
[§ 48), können auf speciell attischer Entwicklung aus e be-
ruhen (trotz Cauer, Stud. YIII, 244. 435; vgl. den analogen
Yorgang im Elischen § 33 ff.}; xo- für iro- im Pronomen war
nicht allgemein ionisch (vgl. Smyth lonic 289 ff.j. Rüther-
ford in der Einleitung zu seiner Ausgabe des Phrynichos
(deutsch von A. Funck, Jahrb. f. Philol. Suppl. XIII (1884),
S. 355 ff.] findet in der Diction der attischen Tragödie noch
viele lexikalische Beziehungen zum lonismus; vgl. auch Yer-
rali On some lonic Clements in Attic tragedy, im Journ. of
Hellen. Stud. I, 260 ff. II, 179 ff.; Schulhof On the early
lonian poets and the interrelation of lonic and Attic Greek,
Transact. Oxf. Phil. Soc. 1888/89, S. 13 ff. Kirchhoff, Zur
Geschichte des attischen Epigramms, Hermes Y, 48 ff. Rogers
The language of Aeschylus compared with the language of the
Attic Inscriptions prior to 456 B.C. New-York 1894.

Die Yerhältnisse, welche auf die Entwickelung der atti-
schen Schriftsprache gewirkt haben, sind für uns unklar; -rr-,
das die jüngeren attischen Schriftsteller für das bei den älte-
ren gebräuchliche -93- einführten, mag aus der Yolkssprache
genommen sein, die darin mit dem Boiotischen übereinstimmt
(§ 282). Freilich wissen wir von der attischen Yolkssprache,
die (Xen.) Bep. Ath. II, 8 als stark dialektisch gemischt cha-
rakterisiert, ungemein wenig; die Arbeiten von Lottich De
Sermone vulgari Atticorum, Halle 1881, und von G. Setti II



Einleitung. 25

linguaggio dell' uso comune presso Aristofane, im Museo di
antich. class. I, 1 13 — 130 ergeben nichts Nennenswerthes, am
wichtigsten sind die Vaseninschriften, deren Sprache Kretsch-
usELj KZ. XXIX, 381 ff. und Vaseninschr. 73 ff. behandelt.
Eine neue Sammlung der attischen Inschriften ist in dem von
KiRUHOFF KoEHLER DiTTENBERGER besorgten Corpus Inscrip-
tionum atticarum begonnen, von dem I. II, 1 — 4. III, 1 — 2.
IV (Supplemente) 1 — 3 vorliegen, der erste Band, von Kirch-
hoff herausgegeben, die voreuklidischen Inschriften um-
fassend; aus ihnen hat Cauer, Stud. VIII, 223 ff. 401 ff. die
sprachlichen Thatsachen excerpiert; vgl. auch Bambero, Z. f.
Gymnw. 1874 S. 616 ff. Dazu die 'Arcixf^; eiri^pacpoil äTriTojißtoi
von KuMAKUDis, Athen 1871. Herwerden Lapidum de dia-
lecto attica testimonia, Utrecht 1880, mit wichtigen Nachträgen
von O. RiEMANN Le dialecte attique d'apr^s les inscriptions, in
der Revue de philologie V (1881), 145 ff.; IX (1885), 49 ff.
Dadurch ist Wecklein Curae epigraphicae ad grammaticam
graecam et poetas scenicos pertinentes, Lpz. 1869, überholt.
MüCHAU Observationes de sermone inscriptionum atticarum
saeculi quinti, Halle 1882. Hecht Orthographisch-dialektische
Forschungen auf Grund der att. Inschriften, Königsberg 1885.
Lautensack Verbalflexion der att. Inschriften, Gotha 1887.
Zusammenfassend Meisterhans Grammatik der attischen In-
schriften, Berlin 1885 (vgl. die Anzeigen dieser Schrift von
RiBMANN, Revue de philologie IX, 169 ff., v. Bamberg in den
Jahresberichten des philo!. Vereins zu Berlin XII (1886) 1 ff.
und von Wackeknaoel, Phil.-Anz. XVI (1886), 65 ff.); 2. Aufl.
Berlin 1888.

Eine wissenschaftliche Darstellung der xoivirj, die wiederum
vorzugsweise dem inschriftlich überlieferten Kanzleistile der
letzten vorchristlichen Jahrhunderte ihre sicheren sprachlichen
Thatsachen wird entnehmen müssen, fehlt noch; an dem all-
gemeinen Resultate, dass in ihr die attische Schriftsprache
wenig in formeller, um so mehr in lexikalischer und syntakti-
scher Beziehung Veränderungen erfahren hat, wird sich nicht
viel ändern. Von Einzeluntersuchungen sei besonders auf das
Buch von W. ScHMn> Der Atticismus in seinen Hauptver-
tretern von Dionysios von Halikarnass bis auf den zweiten
Phitostratus, I— ÜI, Stuttgart 1887 — 93, so wie auf die von
M. ScHAj^z herausgegebenen Beiträge zur historischen Syntax
der griech. Sprache, Würzburg 1882 ff., hingewiesen. Das
Griechisch der römischen Kanzleien stellt dar Viereck Sermo



26 Einleitung.

graecus quo senatus populusque rojuanus magistratusque po-
puli romani usque ad Tibeiii Caesaiis aetatem in scriptis pu-
blicis usi sunt examinatur, Göttingen 18SS. Übei den Sprach-
gebrauch des Polybios handeln Luettoe De Polybii elocutione,
Nordhausen 1863; Jebusalem Die Inschrift von Sestos und
Polybios, Wiener Studien I (1879), 32 ff.; Kablker De elo-
cutione polybiana, Leipziger Studien 1880, bes. S. 298 ff.;
Thiemai^n Quaestiones poly bianae[Praepositionen], Halle 1 882 ;
HuLTSCH Die erzählenden Zeitformen bei Polybios I— III,
Leipzig 1891 — 93 (aus den Abh. sächs. Ges. Wiss.); Goetzeler
Quaestiones in Appiani et Polybii dicendi genus, Würzburg

1890. Wichtig sind für den Vergleich mit Polybios besonders
die Inschriften von Pergamon (hrg. v. Fraenkel, Berlin 1890),
vgl. Jasfar Studien über die Altertümer von Pergamon, 'EXXa;
III, 159 ff. 264 ff. IV, 21 ff. Dringend notwendig ist eine Dar-
stellung des hellenistischen und ägyptischen Griechisch, das
erste besonders im Neuen Testament vorliegend (Schirlitz
Die hellenistischen Verbalformen im N.T., 2. Ausg., Erfurt
1865; Wilke-Grihm Clavis novi testamenti, 3. Ausg., Leipzig
1888, danach Thayer A greek-english Lexicon of the New
Testament, Edinburgh 1886. Cremer Lexicon to the New Te-
stament, translated by XJrwick, Edinb. 1886. Green Hand-
book to grammar of New Testament, New-York and Chicago.
SiHCOX The language of the N.T. 1889 und am besten jetzt
Winer's Grammatik des neut. Sprachidioms, 8. Aufl. von
ScHMiBDEL, 1. Th., Göttingen 1894 (vgl. die Anzeige von W.
ScHMiD,GGA. 1895, S. 26 — 47), das letzte in Philo (vgl. L. Cohn
Bresl. Phil. Abh. IV. Wendland Philos Schrift über die Vor-
sehung, 1882. CuMONT Prolegomena zu Philo de aetate mundi,

1891, p. XVII ff. Jessen in der Gratulationsschrift des Ham-
burger Joanneums an Sauppe), Josephus (vgl. Schmidt NJ. f.
Phil. Suppl. XX, 345 ff. 1893), der Septuaginta (Redpath-
Hatcu Concordanz zur Sept.), den Sibyllinen und hauptsächlich
den Papyrushandschriften uns in reichlicher Weise zugänglich.
Übersichten über die immer mehr anwachsenden Papyrus-
Publicationen s. bei Hartel Über die griechischen Papyri Erz-
herzog Rainer, Wien 1886; Mahaffy On the Flinders Petrie
Papyri, 2. Ausg., Dublin 1893 (dazu Wilcken GGA. 1895,
S. 130 ff.); Mitteis Reichsrecht und Volksrecht in den ösllichen
Provinzen des römischen Kaiserreichs, Leipzig 1891, S. 37 ff.
Dazu jetzt besonders die Aegyptischen Urkunden aus dem
Kgl. Museum zu Berlin, Griech. Urkunden, Berlin 1892 ff.



Einleitung. 27

DiBTERiCH AbraxaSy Leipzig 1892 und dess. Ausgabe des
Leidenei Zauberpapyrus in JfPhil., Suppl. XVI, 749 ff., be-
sonders der Index grammaticus S. 819 ff. ; Kennyon Greek
Papyri in the British Museum, London 1893, u.a. Über das
Griechisch der Septuaginta handeln Afostolides Du Grec
Alexandrin et de ses rapports avec le Grec ancien et le Grec
moderne, Alexandrie 1892; Anz Subsidia ad cognoscendum
Graecorumsermonem vulgarem e Pentateuchi versione Alexan-
drina repetita, Halle 1893; Antoniades Flepl tou Xextixoui iSiw-
fjtaTo; T^c xaiv^i; ^laOifjxT)^, Athjvd VI, 105 ff. Besonders ergeb-
nissreich sind die Arbeiten von Burbsch: Pe^ovav und andres
Vulgärgriechisch, Rhein. Mus. NF. XL VI, 193 ff. ; Besprechung
von RzACHS Sibyllinenausgabe, JfPhil. 1891, S. 529 ff.; Kriti-
scher Brief über die falschen Sibyllinen, Philol. LI, 84 ff. 422 ff.
(gegen ihn Rzach, Philol. LIII, 280 ff. 1894). Einen Anfang
zur Untersuchung des Sprachgebrauchs im graecisierten Klein-
asien macht CoMPERNASS De sermone graeco volgari Pisidiae
Phrygiaeque meridionalis (de verborum structura], Bonn 1895.
Vollends für die spätem Perioden bis auf den heutigen Tag ist
noch fast alles zu machen : die Untersuchung des mumificierten
Griechisch in der byzantinischen Hof- und Kanzleisprache wie
bei den Hofpoeten und Hof historikern, die Ausscheidung des
wirklich Vulgären und Volksthümlichen aus den zahlreichen
Prosaschriften und Reimereien des elften bis sechzehnten Jahr-
hunderts, schliesslich die wissenschaftliche Darstellung der
neugriechischen Mundarten. Eine hübsch geschriebene und
beachtenswerthe Skizze über das byzantinische Griechisch von
Freemann (Some points in the later history of Greek langu-
age] steht im Journ. of Hellen. Stud. IH, 361 — 392. Reiches
Material für das seltsame Kauderwelsch des griechischen
Mittelalters haben besonders die Publicationen von Lambros
Leorand Sathas W. Waoner beschafft; Märchen Volkslieder
und Sprüchwörter aus allen Theilen des heutigen Gebietes
griechischer Sprache sind gesammelt und publiciert, häufiger
freilich schlecht als gut. Trotzdem liegt die linguistische Be-
handlung des Neugriechischen — bis auf einige rühmenswerthe
Specialarbeiten — noch sehr im argen.

Anm. Legrand Collection de monumcnts pour servir ä T^tude
de la langae n^ohell^iqne. I« S^e, 19 Hefte. Nouvelle S^rie, Heft
1 — 7. Paris 1869 — 75. Recueil de po^mes historiques en grec yiilgaire,
Paris 1877. Bibliothfeque grecque vulgaire. Tom. I— VII, Paris 1880-95.
— CoNST^ Sathas 'Asixhoza veoeXXr^vixd, Athen 1867. Meoawovix^j pißXio-



28 Einleitung.

»7)X7). Bd. I— VlI. Venedig 1872—94. Kf.tjTixov »earpov, Venedig 1878.
Aeovrlou Mayjxipa Xpovtx^v Kurpou (mit E. MiLLEB}. 2 Bande, Paris 1882.
— W. Waoner Medieval greek texts, being a collection of the earlieet
compoeitions in vulgär greek, prior to year 1500. Part I. London 1870.
Carmina graeca medii aevi, Lpz. 1874. 'AX^dßT^tog Tf|; dYairtj;. Eine
Sammlung rhodischer Liebeslieder, Lpz. 1879. Trois po^mes grecs du
moyen &ge inSdits, Berlin 1881. — Sp. Lambeos Collection des romans
grecs en langue vulgaire et en vers, Paris 1880. Von Volkslieder- und
M&rchensammlungen seien ausser A. Passow (Leipzig 1860) und Leorand
(Paris 1874) hervorgehoben die kretischen Volkslieder von JannaraIlIs
(Lpi. 1S76), die kyprischen von Sakellarios [Kuicpiaxa. II. Athen 1891),
die epirotischen von Chasiotis (Athen 1866) und Aravandinos (Athen
ISSO), die »Märchen, Sagen und Volkslieder« (nur letztere auch im grie-
chischen Original) von Bernhard Schmidt (Lpz. 1877), die NeoEXXT^vixd
7:den periodischen Veröffentlichungen des Flapvaaaö; und der 'loiopixfj %a\
i^sokofixi] Iratpia tyJ; 'EXXdSo; zu Athen und des 'EXXiqnixo; 91X0X071x0;
auXXofo; zu Konstantinopel zerstreut. Was zur Erforschung der ngr.
Mundarten bis jetzt geschehen ist, habe ich im 1. Hefte meiner »Neu-
griechischen Studien«, Versuch einer Bibliographie der neugriech. Mund-
artenforschung, Wien 1894, zusammengestellt; das 2. bis 4. Heft, Wien
1 894 — 95, behandeln die slavischen, albanischen, lateinischen und roma-
nischen Fremdwörter im Ngr. Hatzidakis in Athen hat einen Theil
seiner Einzelarbeiten zusammengefasst in seiner Einleitung in die ngr.
Grammatik, Leipzig 1892. Eine 'wissenschaftliche Grammatik des Neu-
griechischen fehlt; die von Mullach (Grammatik der griechischen Vulgär-
sprache Berl. 1856) konnte kaum bei ihrem Erscheinen dafOr gelten. Eine
sehr brauchbare, von wissenschaftlichem Geiste erfüllte Einführung
bietet jetzt Thumb Handbuch der ngr. Volkssprache. Grammatik, Texte,
Glossar, Strassburg 1895. Das beste Wörterbuch ist nach dem Tesoro
von SoMAYERA (Paris 1709) das kleine von Legrand (Paris 1882), der
auch eine Grammatik (Paris 1878) zusanmiengestellt hat; reichhaltig ist
auch das deutsch - neugriechische Handwörterbuch von Jannarakis
(Hannover 1883). Sonstige lexikalische Literatur s. Verf. Ngr. Stud.
I, 36 ff.

Als wissenschaftliche Darstellungen der griechischen
Grammatik oder grösserer Theile derselben sind aus neuerer
Zeit zu nennen: Leo Meter Vergleichende Grammatik der
griechischen und lateinischen Sprache. 2. Aufl. I. Berlin 1884.
Bruomann Griechische Grammatik [Lautlehre, Flexionslehre,
Syntax], in J. Müller, Handbuch der klassischen Altertums-
wissenschaft, n, 1 — 125. Nördlingen 1885; 2. Ausg. München
1890, II, 1 — 236. V. Henry Pricis de grammaire comparie du
Grec et du Latin, Paris 1888; englische Übersetzung von
Elliot, London 1890. King and Cookson The priociples of



Einleitung. 29

Sound and inflexion as illustrated in the Greek and Latin
languages. Oxford 1888. Dom. Pezzi La lingua greca antica.
Torino 1888. Kuehner Ausführliche Grammatik der griechi-
schen Sprache. L Theil: Elementar- und Formenlehre. 3. Aufl.
I. II. bearb. von F. Blass. Hannover 1890 — 92. Giles A short
Manual of Comparative Philology for Classical Students. Loa-
don 1895 (behandelt fast blos Griechisch und Lateinisch). 


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